Orientierung durch Orthodoxe Dogmatische Erläuterung

Zeugen Jehovas

Kapitel 27

INHALTSANGABE

Kapitel 29

AUF DER SUCHE

NACH DER WAHRHEIT

 

Ein Buch über die Zeugen Jehovas

von Nickolas Mawromagulos

 

 

Kapitel 28

Der Besuch einer fremden „Kirche“

NICOS ERZÄHLUNG

In all dieser Zeit habe ich nie aufgehört zu predigen und in meiner Versammlung hatte ich sogar die meisten Stunden von allen vergeben. Ich hatte auch die meisten Bibelstudien, sieben an der Zahl. Und ich bereitete noch mehr vor, aber ich bin nie dazu gekommen, sie anzufangen. Meine Bibelstudien waren tatsächlich aus der Bibel, nun wusste ich schon viel über  die Dogmatischen Fehler der Organisation und ich konnte ihre Bücher nicht mehr benutzen. Mit den Menschen studierte ich direkt aus der Bibel. Ich war überrascht als ich feststellte, dass sie so schneller vorankamen, als wenn wir aus den Büchern der Organisation lesen würden. Da erinnerte ich mich an einen muslemischen Herrn, dem ich die Bibel und den Wachturm auf Arabisch gebracht hatte. Er hatte mir gesagt. „Lass die Zeitschrift, die möchte ich nicht! Das Buch verstehe ich besser! Die Zeitschrift verwirrt mich!“

Damals hatte es mich geärgert, aber jetzt verstand ich, warum sie ihn verwirrte. Alle Schriften der Organisation drifteten stark von der Wahren Bedeutung der Heiligen Schrift ab, und veränderten das wahre Evangelium.

Zu dieser Zeit begann ich zu begreifen, dass das, was die „Zeugen“ sagen, dass „nur sie gerettet werden“, sehr egoistisch war. Es gab so viele Menschen außerhalb der Organisation, die Gott liebten!

In den Jahren, in denen ich ein „Zeuge“ in Salamina war, habe ich viele Menschen anderer Religionen getroffen. Unter ihnen waren auch einige die später eine Wichtige Rolle in meinem Leben spielen würden.

Einer dieser Bekanntschaften war ein „Evangelikaler“, mit dem ich als „Zeuge“ viele Gespräche geführt hatte. Ich überzeugte ihn nicht, und er überzeugte mich nicht. Aber jetzt da ich wusste, dass sie als Religion viele Dinge richtig hatten, die meine falsch hatte, beschloss ich heimlich zu einer ihrer Versammlungen zu gehen. Ich musste sehen, was auch in anderen Religionen vor sichging! Nur so konnte ich unvoreingenommen beurteilen, ob meine eigene Religion zu den besten oder den schlechtesten gehörte, dies würde darüber entscheiden, ob ich gehen oder bleiben müsste.

Die „Evangelische“ Versammlung fand am Sonntagmorgen in einem Haus statt, und während alle dachten, dass ich in den „Dienst“ gegangen sei, bin ich dort hingegangen. Ich bat sie darum nichts zu sagen, was mich bei den Leuten meiner eigenen Religion verraten würde, und setzte mich. Es kam ein „Papst“ von ihnen, aus ihrer Gemeinde. Er trug einen gepflegten Bart, was mir seltsam vorkam, denn in meiner Religion gab es eine Regel der Organisation, die es den „Zeugen“ nicht erlaubte, einen Bart zu tragen, und wenn einer von ihnen einen trug, gaben sie ihm keine „Privilegien“. Ich verstand natürlich sehr gut, wie unangemessen dieses von Menschen geschaffene Gebot war, da sogar Russell, der Gründer „der Ernsten Bibelvorscher“ (von denen sich die „Zeugen“ abgewandt haben) einen Bart hatte, sogar der Herr Jesus Christus selbst hatte einen Bart. Aber ich war an derartige Unstimmigkeiten gewöhnt und es hat mich nicht gestört. Was mir befremdlich  vorkam, war das der „Priester“ der „Evangelikalen“, zwar einen Bart trug, aber trotzdem eine verantwortungsvolle Position hatte. Aber ich war froh darüber, denn diese absurde humanisierende Tradition der Organisation machte mir schon immer was aus.

Der Sprecher der Evangelen hatte dieses Lächeln, das mir am Anfang seltsam vorkam, aber später für mich zu ihrem charakteristischen Merkmal geworden war, noch bevor sie erwähnten, dass sie Evangelen waren. Sie sprachen ein Gebet, sangen eine schöne Hymne und dann begann er ein Stück direkt aus der Bibel zu analysieren. Das war angenehm. Wenigstens wurden die nicht direkt von anderen angeleitet, indem sie alles nachplapperten, was ihnen gesagt wurde! Aber es störte mich, dass sie so beharrlich über die Heilige Dreieinigkeit sprachen, was ich für eine heidnische Lehre hielt.

Ich war überrascht als ich einige „Evangelikale“ Frauen sah, die gerührt durch die Worte des Redners anfingen zu weinen. Das war etwas, was ich bei den „Zeugen“ selten gesehen hatte.

„Also gab es in allen Religionen gläubige Menschen!“ dachte ich. „… Würde der Herr, der über diejenigen die ihn gekreuzigt haben gesagt hatte: “Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ diese gläubige Frau nun in Armageddon töten? Sie ist in die Irre geführt worden! Na und? Sie Liebt Gott und weint!“

Für einen Moment schoss mir ein Bild vom Armageddon, wie wir „Zeugen“ es uns vorstellten durch den Kopf,  (denn ich wusste noch nicht, worum es in diesem Krieg wirklich ging). In meiner Phantasie stellte  ich mir  diese Frau inmitten eines großen Erdbebens vor, und rundherum gab es Brände und Hagelkörner, und ich stellte mir vor wie sie ihre Augen zum Himmel richtete und sagte:

-   Herr, ich habe dich geliebt! Ich habe aus Liebe zu dir geweint, als ich dein Wort hörte! Und jetzt bringst DU, der gerechte Gott mich um?

Nein! Das war nicht möglich! Ein solcher Gott war nicht der Gott der Liebe! Das war nicht der Gott, an den ich glaubte und den ich anbetete! Ein solcher Gott war es nicht wert, geliebt und angebetet zu werden, selbst wenn ich dann auch sterben müsste. Ein solcher Gott würde sich in nichts von dem Teufel selbst unterscheiden!

Aber mein Gott war ein Synonym der Liebe! Es lohnte sich für ihn zu sterben, und wir haben seine Liebe im Gesicht seines Sohnes und Wortes gesehen. Er kümmerte sich liebevoll um alle seine Geschöpfe, auch wenn sie in einer Falschen Religion waren! War ich etwa nicht in einer solchen falschen Religion? Und doch hatte ich deutlich seine Hand in meinem Leben gesehen.

Ich erinnerte mich an einen Vorfall aus meiner Kindheit, von  damals als mein Vater gestorben war, und die Renten meiner Mutter und meiner Großmutter nicht zum Leben reichten. Also arbeiteten wir alle und übernahmen verschiedene Aufgaben zu Hause. Ich erinnerte mich an meine Mutter, die immer noch Kleider nähte wenn ich müde zu Bett ging, und am Morgen sahs sie immer noch da, weil sie die ganze Nacht genäht hatte, damit wir leben konnten. Aber das Geld reichte trotzdem kaum aus.  Eines Morgens hatten wir nicht einmal Brot im Haus.

Wir hatten uns von überall, wo es nur möglich war, etwas geliehen, aber wir hatten nichts mehr. Nicht einmal, um Brot zu kaufen! Meine Mutter kam herein und verkündete verwundert, dass wir nichts zu essen hatten. Was würde sie tun? Ich konnte in ihrem Gesicht die Verzweiflung sehen.

-   Lasst uns beten und Gott wird sich darum kümmern! Sagte sie.

Tatsächlich beteten wir alle drei, und kehrten dann wieder zu unseren Beschäftigungen zurück. Aber dann, eine Stunde später, klopfte der Postbote an der Tür. Er hatte einen Brief von einem Onkel von mir in der Hand, der in Amerika lebte. Wir öffneten den Brief und sahen gerührt ein paar Doller darin, die umgerechnet 1000 Drachmen wehrt waren. Damals konnten wir mit dieser Summe eine Woche lang essen! Dankbar beteten wir zu Gott, MEINEM GOTT!

Das war mein Gott! Der sich sogar darum kümmerte was die kleinen Vögel essen würden, und der alle seine Geschöpfe liebte! Er war nicht der ungerechte Mörder, den die Organisation präsentierte. Er hatte den Willen und würde jeden Menschen retten, der ihn liebte, egal welcher Religion er angehörte.

Der Redner sprach, und ich dachte nach! Schließlich war ich nicht dorthin gegangen, um mir ihre Auslegung der Heiligen Schrift anzuhören! Ich war dort hingegangen, um mir genau diese Gedanken zu machen, um zu sehen, ob es anderswo auch Menschen gibt, die Gott lieben.

Ich habe mich auch noch an etwas anderes erinnert. Es gab eine ältere Frau, die von der Wachturmorganisation ausgeschlossen worden war. Ihr Mann war immer noch ein „Zeuge“, aber sie war eine Orthodoxe geworden. Ich erfuhr, dass ein anderer „Zeuge“ sie in ihrer Jugend einmal angemacht hatte, was sie so empörte, dass sie die Organisation verließ. Aber jetzt sprach keiner von uns mehr mit ihr.

Einmal wurde ihr Mann krank. Wir hatten also die Pflicht, ihn zu besuchen. Aber wie? Es gab eine Ausgeschlossene im Haus!

Mit der Zustimmung der „Ältesten“ besuchten meine Mutter und ich sie. Diese Ausgeschlossene war eine Freundliche Frau. Es machte mich traurig, dass ich nicht öfter mit ihr sprechen konnte.

Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich erfuhr bloß einige Zeit später von ihrem Tod. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals in meinem Leben so schockiert von einem Tod gewesen zu sein! Nach den Lehren der Organisation würden alle Toten auferstehen, außer der Ausgeschlossenen und der Bösen! Bis dahin galt meine Trauer, wenn jemand starb, nur einer vorrübergehenden Trennung, egal wie lange sie auch sein mochte. Aber eines Tages würden wir wieder gemeinsam auf derselben Erde stehen! Aber für diese Frau galt nicht dasselbe. Für sie, war das Leben für immer vorbei! Sie würde nie wieder das Licht der Sonne sehen, egal wie viele Jahrhunderte vergehen würden! Alles was sie erlebt hatte war für immer verloren, ohne Hoffnung ohne Sinn. Finsternis! Existenz losichkeit! Furcht! Diese Gefühle überfluteten meine Seele, als ich von ihrem Tod erfuhr. Zum ersten Mal war der Tod für mich so schrecklich!

Ich weinte damals ,wie ich nicht einmal beim Tod meines Vaters geweint hatte. Und ich konnte nicht einmal für sie beten! Die Organisation verbot es für die Ausgeschlossenen zu beten, geschweige denn für einen Toten von ihnen. Es war seltsam, aber zu diesem Zeitpunkt kam es mir nicht in den Sinn. Wenn ich eine Frau bemitleidete und um sie  weinte die von meiner Religion ausgeschlossen worden war, was würde derjenige tun der sie geschaffen hat? Derjenige der sie ihr ganzes Leben lang begleitet hatte und für den sie sein Kind war?  Derjenige der selbst Liebe ist?

Während der Redner sprach, kam mir all dies mit neuer Intensität, mit neuer Bedeutung wieder in den Sinn. Der Zweck meines Besuches bei den „Evangelen“ war gelungen! Jetzt wusste ich es! „Gott war kein Rassist aber in jedem Volk ,wird er jeden annehmen wehr ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt“ (Apostelgeschichte 10: 34,35.  Und zwar nicht nur in jeder Nation, sondern auch in jeder Religion.

Jetzt hatte ich keine Angst mehr davor ausgeschlossen zu werden. Ich wusste, dass Gott mich annehmen würde, wo auch immer ich war, solange ich nur das Beste aus den Fähigkeiten machte, die seine Güte mir gab. Er würde mich genauso akzeptieren wie die Frau, um die ich damals so sehr geweint hatte, und genauso wie er auch diese „Evangelikale“ Frau, die vor mir geweint hatte, akzeptieren würde. Er war für mich nicht mehr der strafende Gott, der nach einer Gelegenheit suchte, seine Geschöpfe zu vernichten. Er war ein liebender Vater voller ungeheuchelter, verzeihender und wohlwollender Liebe. Er war persönlich Liebe!

Ich weiß nicht mehr, was der „Pastor“ der „Evangelikalen“ an diesem Tag gesagt hat. Aber ich weiß, was der himmlische Vater über alle seine Geschöpfe , und besonders über mich, der ich auf meinen Ausschluss wartete dachte .

 


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