Orientierung durch Orthodoxe Dogmatische Erläuterung | Orthodoxie |
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Sind alle kirchlichen Synoden gültig? Quelle: ©Heiliges Kloster Pantokratoros |
Dies sind nur einige Fragen, die im Gewissen vieler Christen aufsteigen, wenn bestimmte Ereignisse sie in Konflikt mit den Ansichten der Kirchenleitung und ihrer konziliaren Entscheidungen bringen. Nach ihrer bisherigen Geschichte, gibt die Erfahrung der Kirche uns eine klare Antwort auf die oben gestellten Fragen: „Nein"! Bevor wir uns auf bestimmte Beispiele beziehen, möchten wir zuerst die Worte eines bekannten Theologie-Professors in dieser Frage zitieren: „Die uralte Geschichte der Kirche allein ist ein unleugbares Zeugnis dafür, daß nicht jede Bischofssynode eine Garantie für die Wahrheit ist, noch ist sie über jeden Irrtum erhaben. Die Tatsache, daß heilige und große Männer wie Athanasius der Große und der göttliche Chrysostomos von Bischofssynoden abgesetzt wurden rechtfertigt völlig die Klage Gregors des Theologen. [...] Es ist eine vielmals bezeugte historische Tatsache, daß weder die Anzahl der teilnehmenden Bischöfe noch ihre Herkunft von allen Enden der Erde und die Kirchen, die an jedem Ort existieren, noch die Teilnahme aller zentralen Throne und Erzbischöfe ausreichen, um eine Ökumenische Synode einzuberufen. Daher nahmen an der zu recht so genannten „Räuber-Synode von Ephesus" (449 A.D.) 135 Bischöfe teil, unter denen sich Dioscorus, der Patriarch von Alexandrien, Juvenal von Jerusalem und Thalassius, der Erzbischof von Caesarea und Kappadozien befanden [1].
Betrachten wir noch einige historische Tatsachen in Bezug auf Synoden:
Die „Zwillingssynoden" von Arminium (Rimini, Italien) und Seleukia in Isauria, die 359 A.D. von dem häretischen (arianisch gesinnten) Kaiser Konstantius zur Lösung der arianischen Streitigkeiten - an denen respektive Bischöfe des Westens und des Ostens teilgenommen hatten- einberufen wurden, setzten sich bei der ersten aus 300 Bischöfen zusammen (80 von ihnen waren arianisch gesinnt) und bei der zweiten aus 160 Bischöfen, von denen 15 orthodox waren. 359A.D. akkzeptierten sie schließlich das Arianische Credo von Niki, einer Stadt in Trace, weil es ihnen vom Kaiser auferlegt wurde, trotz der gegenteiligen Entscheidungen, zu denen sie gelangt waren. Die „Räuber-Synode" von Ephesus (August 449 A.D.) war von Kaiser Theodosius II (408-450) unter dem Vorsitz des (eher moderaten) monophysitischen Patriarchen von Alexandrien, Dioscorus, einberufen worden, in der Absicht den extremen monophysitischen Häresiarchen, den Archimandriten Eutychus freizusprechen, der die Aufsicht über die Mönche von Konstantinopel hatte. Diese Synode entthronisierte den Heiligen Flavian, den Patriarchen von Konstantinopel [2], Eusebius, den Bischof von Dorylaion, und andere. Der Heilige Flavian entschlief im Herrn, kurz nachdem er den Verletzungen erlegen war, die er von den Anhängern Dioscorus' erlitten hatte. Die ikonoklastischen Synoden von Hiereia (754 A.D.) und Frankfurt (794 A.D.): Die frühere wurde unter dem Schutz des ikonoklastischen Kaisers Konstantin V (741-775) einberufen, mit der Teilnahme von 338 Bischöfe, die Anhänger des Ikonoklasmus waren; während dieser Synode wurden der Heiligen Hermann I, Patriarchen von Konstantinopel ebenfalls mit dem Kirchenbann belegt, besonders aber der Heilige Johannes von Damaskus (ca. 680-730 A.D.), wegen seines enormen Beitrags zur theologischen Entlarvung des Ikonoklasmus; er wurde als ein „berüchtigter Name" als „Anhänger der Sarazenen" und als einer der „gegen das Königreich intrigiert" verflucht. Die Synode von Frankfurt wurde vom Frankenkönig Karl dem Großen einberufen und verwarf hauptsächlich die Verehrung der Heiligen Ikonen im Westen, indem sie diese ausschließlich als dekorative, nicht zur Verehrung geeignete Elemente betrachtete. Die einigende (Pseudo-) Synode von Ferrara-Florenz (1438-1439) in Italien: Bei einer Vereinigung des abendländischen Christentums mit der Orthodoxen Kirche bestand der Vorteil für den Papst Eugen IV. von Rom (1431-1447) darin, daß er sich gegenüber der reformatorischen Synode von Basel (1431-1449) durchsetzen konnte, und für den römischen Kaiser Johannes VIII. Paleologos (1425-1448), daß es ihm gelingen würde, sich päpstliche Hilfe angesichts des Vormarsches der Türken zu sichern. Das sind die Dinge, die zu dieser Synode führten. Nach monatelangen Verhandlungen und unerträglichem Druck, der durch die Papisten und Kaiser Johannes auf die orthodoxen Hierarchen ausgeübt wurde, endete die Synode mit der Unterzeichnung des „Oros" (Bedingung), die die päpstlichen Ansprüche und Häresien begünstigte. Nur der Heilige Markus von Ephesus (Eugenikos), der den höchsten theologischen Rang unter den Orthodoxen hatte, unterzeichnete den Oros, zusammen mit fünf anderen Vertretern und den Vertretern von Iberien (Georgien), nicht, und verließ die Synode. Das kirchliche Gewissen der Orthodoxen erlaubte schließlich der Pseudo-Union nicht, im Osten die Oberhand zu gewinnen, trotz der Machenschaften des Kaiser; Der Heilige Markus Eugenikos erwies sich als ein weiterer „Atlas" der Orthodoxie, der allein die ganze Last des Konflikts und den Sieg über die Papisten und die „orthodoxen" Latinisierer trug, die er „Greco-Lateiner" nannte.
Und natürlich gibt es viele andere häretische Synoden und Räuber-Synoden. Wir möchten Sie daran erinnern, daß diese Synoden, als sie einberufen wurden, nicht als „häretisch" charakterisiert wurden, noch zeigten sie irgendwelche anderen offiziellen Zeichen heterodox zu sein; tatsächlich wurden die meisten von ihnen von der „offiziellen Kirche" des Staates organisiert, unter dem Schutz der örtlichen (königlichen oder kaiserlichen) Autoritäten, und unter dem Vorwand, nach kirchlichem und sozialem Frieden zu streben. Nur weiter folgende orthodoxe Synoden konnten die vorhergehenden häretischen brandmarken und verurteilen. Der überaus wichtige Theologe P. Georges Florovsky schreibt bei der Formulierung der historischen Realität, ob die Wahrheit sich immer im Einklang mit der Menge findet oder nicht, wie folgt: „Ziemlich oft ist das Maß der Wahrheit das Zeugnis einer Minderheit. Es ist möglich, daß eine kleine Herde die Kirche ist (Lk 12, 32). Vielleicht gibt es mehr Andersgläubige als Orthodoxe. Es ist möglich, daß sich Häretiker weit ausbreiten, ubique (überall), und daß die Kirche an den Rand der Geschichte gedrängt wird oder sich in die Wüste zurückzieht. Das ereignete sich immer wieder im Lauf der Geschichte, und es ist gut möglich, daß es wieder passiert [...] Die Pflicht zum Gehorsam hört auf, wenn der Bischof vom Glauben der Kirche abweicht, und die Menschen haben das Recht ihn anzuklagen - und sogar ihn zu entthronisieren."[3] Wann aber ist dann eine Synode als Ökumenisch anerkannt oder als grundsätzlich akkzeptabel? Worin besteht die Bedeutung der Beteiligung Heiliger Männer an ihr? Welche Bedeutung verbirgt sich hinter der Stellungnahme des Leibes der Kirche (lokal und immerwährend), hinsichtlich der Gültigkeit der Beschlüsse der Synode? Wie sehr ist es ein bestimmender Faktior, die Tradition der Kirche intakt zu erhalten, im Hinblick auf die Annahme oder die Verurteilung der Entscheidungen einer Synode durch die orthodoxen Gläubigen?
Letztendlich wird die Gültigkeit einer Synode an ihrer
Ausrichtung an der Wahrheit, die durch die Heiligen (Patriarchen,
Propheten, Apostel, Väter) offenbart wurde, gemessen.
Aus diesem Grund wurden im Protokoll der Siebten Ökumenischen Synode (787A.D.), während der Zeit des Ikonoklasmus, die folgenden Worte der Heiligen Väter wiederholt: „Das
ist der Glaube der Apostel, das ist der Glaube der Väter,
das ist der Glaube der Orthodoxen, das ist der Glaube,
der die Welt gestützt hat. [...]
Fußnoten:
1.
P. N. Trempela, Dogmatik, Band B, „Soter"
Publikation, Athen 2003, Seiten 403ß404
Die allgemeinen
historischen Informationen sind verschiedenen
Handbüchern der Patrologia Graeca und der kirchlichen
und allgemeinen „byzantinischen" Geschichte entnommen
worden.
Übersetzung: Sr. Matthaia |