Orientierung durch Orthodoxe Dogmatische Erläuterung Zeugen Jehovas & Protestantismus

 

Wen dürfen Christen nicht grüßen?

Es gibt gewisse Menschen, die mit ihren Anweisungen und Vorschriften das Leben von Millionen unserer Mitmenschen regeln. Und obwohl man erwarten würde, dass sie gegenüber denen aufrichtig sind, die sie bis zum Tode lieben und die von ihnen Anleitung erwarten, führen diese Menschen sie ganz im Gegenteil absichtlich in die Irre.

 

   

Furcht vor der Wahrheit

Gewisse Religionsführer wissen, dass ihre Opfer das Joch der Sklaverei, welches sie ihnen auferlegt haben, abschütteln würden, wenn sie die Wahrheit erfahren. Und sie versuchen deswegen, die Wahrheit auf jede Art und Weise zu unterdrücken. Hauptsächlich aber versuchen sie, ihre Opfer von den ehemaligen Anhängern zu isolieren, die die Täuschung erkannt haben, und somit den Betrug auch den anderen aufzeigen könnten.

Die Rede ist von der religiösen Organisation der Wachturm- Gesellschaft. Obwohl ihre Führung weiß, dass sie sich auf falsche Lehren stützt, verbreitet sie diese weiterhin. Sie schüchtert sogar diejenigen ihrer Anhänger ein und schließt sie aus der Gemeinschaft aus, die es wagen diese erwiesenermaßen falschen Lehren anzuzweifeln.

Denn weil die Menschen „außerhalb der Organisation“ in der Regel ihre Schwachstellen nicht kennen, richtet sich ihre Furcht gegen diejenigen, die ihre Organisation verlassen, weil diese ihre Täuschungen kennen und in der Lage sind, sie bloßzustellen, indem sie auch den anderen Beweise für die Täuschung vorlegen.

Um dieser Aufdeckung zu entgehen, hat die Wachtturm- Gesellschaft eine weitere Missdeutung der Heiligen Schrift erfunden. Damit bezweckt sie ihre Anhänger davon abzuhalten mit „Abtrünnigen“  zu sprechen. So werden diejenigen bezeichnet, die ihre Organisation freiwillig verlassen haben.

In dieser Betrachtung werden wir darstellen, wie die Wachtturm-Organisation ihre Anhänger täuscht, damit sie nicht mit „Ausgeschlossenen“ sprechen, also mit denjenigen, die nicht mehr ihr Mitglied sind. Dazu werden wir aufzeigen, wie sie die Bedeutung von 2. Johannes 10, 11 verdreht.

Hierbei handelt es sich um die wichtigste Bibelstelle, die sie verwenden, um ihre Anhänger dazu zu bringen, nicht mehr mit denen zu sprechen, die ihrer Organisation „abtrünnig“ werden. Wenn also einer ihrer Anhänger ihre Täuschung in diesem Punkt durchschaut, kann er von denen, die die Organisation verlassen haben, mehr Informationen einholen, um auch die anderen Täuschungen zu überprüfen, ohne Angst zu haben, dass er „sündigt“.

 

Die acht Fehldeutungen der Heiligen Schrift

Der Vers 2. Johannes 10,11, den die WTG verdreht, sagt folgendes aus: Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf, sondern verweigert ihm den Gruß. Denn wer ihm den Gruß bietet, macht sich mitschuldig an seinen bösen Taten.

„Seht ihr?“ ( so die WTG zu ihren Anhängern). Die Heilige Schrift sagt, dass ihr, wenn ihr einen Ausgeschlossenen seht, der nicht die Lehre der Organisation teilt, ihn nicht einmal grüßen dürft. Wie viel weniger dürft ihr ihm zuhören, wenn er euch seine abtrünnigen Ansichten erläutert! Und wenn jemand trotzdem mit ihm spricht, macht er sich mitschuldig an seinen bösen Taten, und wir müssen auch ihn ausschließen.“

Ein aufmerksamer Leser aber erkennt, dass dieser Vers nichts aussagt, was der WTG helfen könnte, damit die Wahrheit nicht bekannt wird. Wenn wir diesen Vers genauer betrachten, werden wir die Täuschung erkennen.

1. Nirgendwo wird hier von einem Ausgeschlossenen gesprochen. Der Vers spricht von „jemandem“, der „diese Lehre nicht mitbringt“. Es ist reine Willkür diese Aussage nur auf diejenigen zu beschränken, die von der WTG ausgeschlossen wurden. Wenn die WTG es genau nehmen wollte, müsste sie ihren Mitgliedern verbieten, mit jemanden zu sprechen, der etwas anderes als sie glaubt. So etwas nützt ihr aber nicht, denn dann könnte sie ihre Anhänger nicht zur Bekehrung Andersgläubiger schicken.

2. Nirgendwo wird hier von der „Lehre der WTG“ gesprochen. Es geht um die „Lehre Christi“, gemäß dem vorigen Vers 9. Und weil die Lehre Christi immer die Wahrheit ist, und die Wahrheit sich nie wandelt, können hier nicht die Lehren der WTG gemeint sein, die sich ja ständig ändern. Außerdem behauptet jede Religion, die Wahrheit zu haben. Mit der gleichen Logik wie die WTG, dürften die Anhänger keiner (christlichen) Religion mit Andersgläubigen an ihrer Tür sprechen. Somit auch nicht mit WTG- Anhängern, die ja auch andere Ansichten vertreten.

3. Es wird über jemanden gesprochen, der zu euch kommt“ und nicht über jemanden, den wir zufällig auf unserem Weg treffen. Somit hat die WTG keinen Grund willkürlich zu behaupten, dass ihre Anhänger auf keinen Fall mit Ausgeschlossenen sprechen dürfen. Dieser Mensch müsste selbst den Gläubigen aufsuchen mit einer anderen als der Lehre Christi.

4. Niemand kann die Lehre eines anderen kennen, wenn er vorher nicht etwas von ihm gehört hat! Und das sieht man im Vers 7 kurz vor dem betreffenden Vers: „Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen; sie bekennen nicht, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist.“ Das ist also die Irrlehre, die wir meiden sollen. Es wird also nicht über die Träger irgendeiner Irrlehre gesprochen, sondern über diejenigen, die nicht bekennen, „dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist“. Diese Erklärung müsste jeder Christ von demjenigen verlangen, der zu ihm kommt, und auf dieser Basis würde er entscheiden, ob er ihn empfängt und begrüßt. Die Verallgemeinerung der WTG auf jeden, der nicht an ihre Lehren glaubt, ist willkürlich.

5. Es wird nicht gesagt, dass wir nicht mit ihm sprechen dürfen! Es wird gesagt, dass wir ihn nicht bei uns aufnehmen und ihm einen bestimmten Gruß verweigern sollen.

6. Hier geht es nicht um eine beliebige Begrüßung, sondern um einen bestimmten Gruß ( χαίρειν = sich freuen). Wörtlich: Man soll ihm nicht sagen, dass er sich freuen soll. (Übersetzung Neues Leben: Wenn jemand zu euch kommt und nicht die Wahrheit über Christus lehrt, dann ladet ihn nicht in euer Haus ein und ermutigt ihn auch sonst in keiner Weise.)

Die WTG behauptet, dass dieser Gruß kühl und förmlich ist im Gegensatz zu ασπάζεσθαι bzw. ασπασμός, der eine „herzlichere“ Bedeutung hat. Das stimmt aber so nicht, in Luk. 1, 28, 29 z. B. werden beide Begriffe für ein und dieselbe Begrüßung verwendet.

7. Es geht nicht um Hurer, Diebe, Mörder, usw. sondern nur um diejenigen, die nicht die Lehre C haben. Also handelt die WTG auch hier willkürlich, wenn sie ihren Gläubigen verbietet, mit Personen zu sprechen, die sie aus allen erdenklichen Gründen verlassen haben.

8. DAS WICHTIGSTE: Dieser Vers spricht nicht über jeden, der nicht die Lehre Christi hat, sondern über eine ganz bestimmte Gruppe, die Gruppe der falschen Propheten.

 

Die Gruppe der Propheten und die falschen Propheten

Um dies etwas genauer zu betrachten, beginnen wir mit Vers 7: „Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen; sie bekennen nicht, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist.“

Das gleiche schreibt der Apostel Johannes, in etwas anderer Form, in seinem ersten Brief:

1. Johannes 4, 1-3: „Liebe Brüder, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgezogen. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt, dass er kommt. Jetzt ist er schon in der Welt.“

An dieser sowie auch der vorigen Stelle spricht der Apostel Johannes über das gleiche Thema der „falschen Propheten“. Diese Personen bezeichnet er als „Verführer“, „Antichristen“ und „falsche Propheten“. Wer sind aber die Propheten und wer die falschen Propheten? Für den Apostel ist das Kriterium, das den wahren von dem falschen Propheten unterscheidet, ob derjenige „bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen.“

Zu der Zeit der Apostel gab es die Gruppe der „Propheten“. Das waren charismatische Diener der Kirche, von den Aposteln ordiniert, nach direkter Erwählung durch den Heiligen Geist. Das waren die Nachfolger der Apostel, die ausgestattet mit Vollmachten die Gemeinden bereisten. Sie konnten ordinieren, die Eucharistie feiern und die Gebote der Apostel überbringen. Wenn sie zu einer Gemeinde kamen, haben die Christen sie dort beherbergt, bis sie wieder gingen. In der Zwischenzeit aber hatten sie die Führung über diese Gemeinde.

Jetzt können wir verstehen, aus welchem Grund der Apostel Johannes so streng gegenüber der Gruppe der falschen Propheten war. Diese Personen erschienen in den verschiedenen Gemeinden als „Propheten“, und die Gemeinden empfingen sie als Bevollmächtigte durch den Heiligen Geist und die Apostel. Wenn also jemand als Prophet in eine Gemeinde kam, mussten, nach den Worten des Apostels Johannes, die dortigen Christen feststellen, ob dieser Mensch „bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen.“

Dies war ein gutes Unterscheidungskriterium, weil diese Betrüger Gnostiker waren, die die Gemeinde verführen wollten. Die Gnostiker bekannten nämlich nicht, dass Jesus im Fleisch gekommen ist ( und kommen wird = „ερχόμενον). Die Christen sollten ihn also danach fragen, um festzustellen, ob er ein wahrer Prophet oder ein gnostischer falscher Prophet war.

Einem solchen Betrüger sollten sie nicht, wenn er zu ihnen kam, Gastfreundschaft erweisen, indem sie ihn in ihr Haus aufnahmen, noch sollten sie ihn ermutigen, indem sie ihm wünschten, dass er sich freue ( = χαίρειν).

Da also diese Verse über eine bestimmte Gruppe aus der damaligen Zeit sprechen, ist es reine Willkür sie auf irgendeinen anderen in unserer heutigen Zeit anzuwenden. Es sei denn dieser nimmt die apostolische Sukzession in Anspruch und kommt in unser Haus als Prophet ohne zu bekennen, dass „Jesus Christus im Fleisch gekommen“ ist.

Im Übrigen, was bekennen die reisenden Aufseher der Wachtturm- Gesellschaft, wenn sie sagen, dass Jesus Christus als Geist wiederkommen wird und nicht „im Fleisch“?

 

N. M.

Artikel erstellt am: 16-4-2010.

Letzte Überarbeitung am: 16-4-2010.

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